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B.1.2 | Abschied von ‚Hochwürden‘.
Die Priesterkrise nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil

Großbölting, Thomas – Hamburg / Große Kracht, Klaus – Münster / Buerstedde, Alexander / Frühauf, Sandra – Hamburg

Wer nach den Veränderungen und Kontinuitäten im ‚Katholischsein‘ auf der Ebene der Semantik, der Praxis und der Emotionen fragt und dabei die Bundesrepublik der 1960er bis in die 1980er Jahre in den Blick nimmt, der kommt um die Gruppe der Priester nicht herum: Vom ‚Glaubenszeugen‘ über den ‚Berater‘ zum ‚Krisenagenten‘ – die Bandbreite möglicher Selbst- und Fremdbilder weitete sich in diesen Jahren enorm. Diesen Veränderungen, ihren Dynamiken und Folgen gehen wir in zwei Teilprojekten nach: ‚Priesterbild und Priesterausbildung‘ (TP 1) wandelten sich seit den 1960er Jahren sowohl auf Grund von neuen theologischen Impulsen des II. Vatikanums wie auch in Reaktion auf die zeitgenössisch vieldiskutierte ‚Priesterkrise‘. Hinzu kommen neue Formen der Selbstorganisation des Klerus, die diese Wandlungsprozesse dynamisierten. Insbesondere die ‚Priester- und Solidaritätsgruppen‘ (TP 2) dienten den dort zusammengeschlossenen Priestern als ‚Foren kirchlicher Selbstreflexion und klerikaler Kritik‘. Mit der Analyse von Selbst- und Fremdbildern, des damit verbundenen priesterlichen Habitus und der in diesem Kontext praktizierten navigation of feeling (William Reddy) schließt das Projekt an den die Forschergruppe tragenden Dreischritt Semantik-Praxis-Emotionen an und verspricht substanzielle Einblick in den Wandel der sozialen Rolle des katholischen Priester nach dem ‚Abschied vom Hochwürden‘.